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AutorenbildDaniela Eglseder

Sind Katzen Einzelgänger?

Viele Menschen, die sich für eine Katze entscheiden, argumentieren die Einzelhaltung einer Katze damit, dass Katzen Einzelgänger sind und sich eh oft mit anderen Katzen nicht verstehen.


Doch woher kommt diese weitverbreitete Ansicht und stimmt diese wirklich?

Vorweg möchte ich diese Frage gleich mit einem eindeutigen : NEIN beantworten. Katzen sind keine Einzelgänger.


Katzen sind soziale Wesen, die oftmals sehr missverstanden werden und viele menschliche Interpretationen in Bezug auf Verhalten, Bedürfnisse und Wahrnehmung der Katze stattfinden, die dem Wesen Mensch, nicht jedoch dem Wesen Katze zu zu schreiben sind.

Ein Ausflug in die Verhaltensbiologie der Katze


Bindungsverhalten von Katzen

Einer Katze ist die Bindung an Menschen nicht angeboren; Katzen werden mit der Fähigkeit geboren, zu lernen, sich an Menschen zu binden. Dafür steht allerdings nur ein sehr kurzes Zeitfenster in ihrer frühen Jugend zur Verfügung. Forscher fanden heraus, dass kitten, welche in der neunten Lebenswoche erstmals Menschen begegnen, mit größter Sicherheit bis an deren Lebensende ängstlich auf Menschen reagieren werden. Da die Prägungsphase der Katze schon so früh beginnt, bleibt also nur ein sehr kleines Zeitfenster um Menschen positiv für Katzen zu besetzen.


Kitten sind sehr flexibel beim Anpassen ihrer Bindung an eine Katzenmutter; dies kommt ihnen zugute, wenn ihre Mutter einem sozialen Verband angehört. Für Katzenmütter scheint zu gelten: wenn ein Kitten in meinem Nest liegt, muss es auch meins sein. Gemeinsam vermittelte Wurfgeschwister in ein neues zu Hause binden sich mehr aneinander als zwei fremde Katze es tun würden.


Zwischen der vierten und achten Lebenswoche wird bei ein Kitten dahingehend geprägt, welche Eindrücke es von Menschen hat. Kitten die in diesem Alter nur Kontakt mit Frauen haben, können sich später ängstlich gegenüber Männern und/oder Kindern zeigen. Lernt ein Kitten vor der achten Lebenswoche viele unterschiedliche Menschen kennen, ist die Wahrscheinlichkeit später eine sehr zugängliche Katze zu werden sehr hoch. Die Bedeutung der Sozialisationsphase für das künftige Wohlergehen des Kittens ist sehr groß. Innerhalb von sechs Wochen, beginnend mit der zweiten Lebenswoche, werden die Grundlagen für ein späteres Sozialverhalten geschaffen. Wächst ein kitten ohne Mutter und ohne Geschwister auf, bleibt sein Selbstbild als Katze unvollständig.

Die Entwicklung der Katzenpersönlichkeit

Die Katzenpersönlichkeit wird, wie bei Menschen auch, stark geprägt von den Erfahrungen welches als kitten gemacht wurden. Kitten die längere Stressphasen in ihren ersten Lebensphasen durchlaufen, können als erwachsene Tiere kognitive ( das sind Funktionen die mit dem Lernen, der Wahrnehmung, dem Denken und dem Erinnern in Zusammenhang stehen) und emotionale Probleme haben die unwiderruflich sind.


Hier sehe ich eine direkt Parallele zu Menschen. Diese Katzen zeigen scheinbar unnormales Verhalten auf Grund einer entwicklungsbedingten Anpassung; wenn die Katzenmutter Probleme hat ihren Nachwuchs großzuziehen, weil sie nur schwer ausreichend Nahrung findet. Dieses Kätzchen wird die Welt als schwer abschätzbar erleben; eine Welt, in der sein Überleben von der eigenen Intelligenz abhängt, durch welche es sich anderen Katzen gegenüber durchsetzen kann.


Der Nachwuchs einer gut genährten und entspannten Katzenmutter verlässt sich darauf, dass die Welt stabil ist und sie alle Zeit der Welt haben, um die wichtigen sozialen Fertigkeiten aus bilden zu können.


Das Gehirn der Kitten wächst sehr schnell, jeden Tag kommen tausender neuer Nervenzellen und Millionen neuer Verschaltungen dazu. Das gemeinsame Spiel der kitten untereinander bereitet sie nicht nur auf die Jagd vor, sondern ebenso auf das gemeinsame Zusammenleben mit Artgenossen.

Die Vorfahren der Hauskatzen haben die Veranlagung einzelgängerisch zu sein (die Veranlagung!); würde das auf unsere heutigen Hauskatzen zutreffen, hätten sie kaum Bedarf an sozialen Umgangsformen, also auch nicht mit uns Menschen. Das Spiel von kitten, welche in menschlicher Obhut leben, werden mit ihren Wurfgeschwistern mit zunehmendem Alter immer komplexer. Bleibt ein Wurf über das übliche Abgabealter hinaus länger zusammen, nimmt das soziale Spiel immer mehr Zeit in Anspruch und ist am intensivsten zwischen der 9. und der 14. Lebenswoche. Diese doch sehr komplexen Entwicklungen belegen, dass unsere Katzen über die Anlage verfügen, zu sozialen erwachsenen Tieren heranzureifen. Dieser Prozess beginnt im Alter von nur wenigen Wochen und der - wenn Geschwister beisammenbleiben können - noch über mehrere Monate hinweg andauert. Ein Kätzchen lernt während der ersten 4 Lebenswochen, wie es mit seinen Geschwistern umzugehen hat. Ab der 5. Lebenswoche beginnen sie richtig viel voneinander zu lernen.

Katzen aus Menschenperspektive betrachtet

Ein Kitten soll nicht vor der 12. Woche von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt werden, das belegen Forschungen und Versuche in Bezug auf die Sozialisierungsphase der kitten, der Interaktionen untereinander und der Ausreifung komplexer Fähigkeiten.


Ist dann ein zu Hause für das Kitten gefunden und die Übersiedlung steht an, verliert das Kitten an diesem Tag Alles, was ihm bis jetzt bekannt war. Die gewohnte Umgebung mit all ihren Gerüchen und Geräuschen, die Mutter, die Geschwister und vieles mehr was sich unserer menschlichen Sicht nicht erschließt.


Viele Kitten landen in Haushalten in denen sie 8 - 12 Stunden pro Tag alleine sind. In dieser Zeit sind sie komplett auf sich alleine gestellt, verbringen diese Zeit meist in einer sehr reizarmen Umgebung - und das als Youngster mit richtig viel Energie, Neugierde, Jagdtrieb und sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten

Und plötzlich zeigt sich die Katze auffällig in ihrem Verhalten

Viele Kitten zeigen sich dann plötzlich sehr ängstlich, verstecken sich, wenn es an der Türe läutet, Besucher kommen, das Telefon läutet oder was auch immer. Angst ist hier ein Dauerzustand geworden und der Mensch fragt sich, warum das wohl so ist. Das Kätzchen habe doch alles, was er braucht, wird mit Liebe überschüttet, bekommt Futter und hat Spielsachen ohne Ende.


Dieses kleine Katzenkind hat mit dem Umzug alles verloren, was ihm bekannt war und jegliche davor empfundene Sicherheit ist einer großen Unsicherheit gewichen.


Oftmals aus Unwissenheit, leider oftmals aber auch aus der tiefen Überzeugung heraus, dass Katzen Einzelgänger sind und keinen Katzenkumpel an deren Seite brauchen um glücklich zu sein, kommen Katzen in reine "Menschenhaushalte".


Die Argumente hierfür lauten oftmals die Kosten für zwei Katzen seien zu groß, der Wohnraum zu klein, die Zeit für zwei Katzen zu begrenzt, die Katzen könnten sich untereinander nicht verstehen usw.

Und worauf reagieren wir Menschen? Meistens reagieren wir dann, wenn uns etwas stört, wenn es unangenehm für uns wird. Dann suchen wir nach einer Lösung und sind oftmals sehr ungeduldig, also die Lösung sollte gleich und sofort greifen.


Aber so funktioniert das mal nicht mit den Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier. Jedes Lebewesen ist verschieden, auch wir Menschen sind alle Menschen und trotzdem sehr unterschiedlich in dem wie wir Dinge wahrnehmen, wie und was wir fühlen, was uns Sicherheit gibt, was uns Angst macht und vieles mehr.


Wenn wir Angst haben, brauchen wir ein Gegenüber welches mit Verständnis reagiert, sich wohlwollend uns gegenüber verhält, ein Gegenüber, dass uns Sicherheit vermittelt und nur dann ist es uns unter Umständen möglich, die Angst zumindest teilweise hinter uns zu lassen.


Und warum sollte also bei Katzen Schimpfen, Aussperren, Druck, Abwertung, Zorn oder andere destruktive Verhaltensweisen diesem Lebewesen dabei helfen sich wohl und sicher zu fühlen und so die Angst verabschieden zu können?

Katzenkumpel

Mit einem Katzenkumpel an der Seite lässt es sich spielen, gemeinsame Entdeckungen machen, sich gegenseitig beobachten, von seinem Gegenüber lernen, dass vielleicht nicht doch alles so gefährlich ist, gemeinsam kuscheln und sich gegenseitig ein Stück Sicherheit und Schutz zu sein. Vor Allem Katzen in Wohnungshaltung profitieren von einem Katzenkumpel. Wir Menschen können keine Partnerkatze ersetzen, wie stammen einer anderen Spezies ab und jede Katze weiß, dass wir Menschen Menschen und keine Katzen sind.


Und Kitten brauchen aus meiner Sicht unbedingt einen Katzenkumpel um ein glückliches, artgerechtes Leben zu leben. Diese Meinung und Ansicht hat sich verstärkt und bestätigt im Laufe meiner Jahre, wo ich unzählige Mensch-Katzen-Paare kennengelernt habe und die ich ein Stück des Weges begleiten durfte und immer noch darf.


Für mich ist es ein Herzenswunsch, dass eine Katze mit einer anderen Katze sein darf, vor Allem bei Kitten, jungen Katzen und Katzen in reiner Wohnungshaltung.


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